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Bei den Schweizer Carrosserie-Netzwerken tut sich was. Nachdem sich per Anfang 2022 Five Star, CUI und Repanet Suisse unter dem Dach von Repanet Suisse zusammengeschlossen haben, entsteht mit CertifiedFirst Switzerland von PPG jetzt ein ganz neues Netzwerk. Certified-First-Manager Richard Schöller nimmt Stellung.

Interview/Fotos: Mario Borri

AUTO&Carrosserie: Was gab den Ausschlag, ein neues Carrosserie-Netzwerk in der Schweiz zu installieren?

Richard Schöller: Für alle Beteiligten in der Carrosseriebranche wird es immer wichtiger, sich einem professionellen Verbund anzuschliessen. Die Betriebe profitieren, weil sie so den Anschluss nicht verlieren und ihre Marktchancen verbessern. Und die Auftraggeber – Versicherungen, Leasing- Provider, Flottenbesitzer etc. – können sicher sein, dass ein einem Netzwerk angehörender Carrosseriebetrieb zertifiziert hochwertige Qualität und stabile Preise bietet. Da in der Schweiz ein Mangel an entsprechenden qualifizierten Netzwerken besteht, haben wir uns entschieden, mit CertifiedFirst Switzerland – kurz CFS – einzusteigen. PPG möchte ihren Kunden mehr bieten als nur gute Produkte und einen Top-Service. Wir wollen ihnen helfen, noch besser zu werden und langfristig ihr Bestehen zu sichern.

PPG betreibt bereits seit 2000 ein Netzwerk für seine Kunden. Zuerst in den USA, seit 2004 auch in Europa. Warum kommt die Schweiz erst jetzt?

Es ist nicht unüblich, dass Trends – nicht nur in unserer Branche – aus den USA nach Europa kommen und sich hier ausbreiten. PPG hat sich in Europa dafür entschieden, zuerst einzelne Märkte zu testen, bevor man flächendeckend in Netzwerke investiert. Durch die positiven Erfahrungen aus anderen Märkten, wo das Certified-First-Netzwerk schon länger besteht, hat man den Startschuss für weitere Länder gegeben, unter anderem auch die Schweiz.

Kann PPG in der Schweiz von den Erfahrungen von Belgien, Italien und Spanien profitieren, wo das Netzwerk in Europa bereits gespannt ist?

Jein. Der Markt in Spanien und Italien differenziert sich sehr vom hiesigen, er ist dort stark konsumentengetrieben. Im Gegensatz zur Schweiz ist die Leasingquote tiefer, der durchschnittliche Versicherungsschutz der Fahrzeuge schlechter und auch der Firmenfahrzeuganteil kleiner. Dies bedeutet, dass der spanische oder italienische Automobilist, im Vergleich zum Schweizer, viel öfter und mehr Einfluss auf eine Unfallschadenreparatur hat, da er die Kosten selber tragen muss. Die Folge davon ist, dass in den besagten Märkten die Zielgruppe eines Carrosserie-Netzwerkes und dadurch auch die Vermarktung in Richtung Endkonsument geht. In der Schweiz geht der Trend Richtung Schadensteuerung durch Flottenmanager (Firmen, Versicherungen, Leasingprovider etc.) weiter, ähnlich wie übrigens in Belgien.

Warum soll eine Carrosserie Mitglied von CertifiedFirst Switzerland werden?

Der typische Schweizer Carrossier ist ein KMU, zudem meist markenneutral und spezialisiert auf die Kernkompetenz Spenglerei und Lackiererei. Mit CFS wollen wir ihn auf das nächste Level heben, und zwar indem wir ihn ausserhalb seiner technischen Kompetenzen entwickeln und weiterbilden – mit dem Ziel, dass der Betrieb im Netzwerkverbund stärker denn je auftreten kann und sich damit seine Marktchancen verbessern.

Welche Anforderungen muss der Betrieb erfüllen, um dabei zu sein?

Grundvoraussetzung ist die Verarbeitung eines Lackproduktes aus dem Hause PPG (Max Meyer, Nexa Autocolor und/oder PPG) und den Ehrgeiz, zu den besten Carrossiers der Schweiz zu gehören. Wenn dies erfüllt ist, kann bei uns der Antrag für eine Einschätzung des Betriebes gestellt werden und wir starten gemeinsam den dreistufigen CFS-Audit-Prozess. Grundsätzlich erwarten wir von künftigen CFS Mitgliedern, dass sie «komplette» Betriebe sind. Damit meine ich, dass auch betriebswirtschaftliche Themen wie Finanzen, Mitarbeiterführung, Weiterbildung und Marketing eine wichtige Rolle spielen. Der Markt erwartet ja je länger je mehr einen rundum perfekten Service, vom Erstkontakt des Kundenberaters über die Kommunikation während der Reparatur bis zur Auslieferung des instand gesetzten Fahrzeuges. Am liebsten mit einem feinen Kaffee in der WLAN-gefluteten Kundenzone und einem Schweizer Schöggeli dazu.

Was kostet den Betrieb die CFS-Mitgliedschaft?

Die Kosten setzen sich zusammen aus dem Aufwand für die Auditierung beziehungsweise Zertifizierung des Partnerbetriebes und die anschliessende Mitgliedschaft auf Jahresbasis. Vorerst kommunizieren wir diese Kosten nur unseren Kunden, um es etwas spannend zu machen. Aber so viel sei hier verraten: Der Aufwand ist überschaubar und der Nutzen ein Vielfaches davon wert. Die Konditionen sind attraktiv, weil wir mit CertifiedFirst kein Geld verdienen wollen.

Was bieten Sie den Mitgliedern ausser Lack-Produkten und -Dienstleistungen?

Den Mitgliedern bieten wir insbesondere Unterstützung im technischen und kommerziellen Bereich, sei es in Form einer detaillierten Betriebsanalyse mit Entwicklungsplanung, Weiterbildung im Bereich Mitarbeiterführung oder Marketing- Grundlagenseminare, um nur einzelne zu nennen. Geplant sind auch Online-Informationen zu verschiedenen aktuellen Themen, wie zum Beispiel der Digitalisierung in der Carrosseriebranche. Zudem bieten wir auch eine Plattform zum regen Austausch unter CFS-Mitgliedern an, auf der offen über «Brennendes» diskutiert werden kann. Ausserdem profitieren die Mitglieder davon, dass wir das CertifiedFirst Switzerland Netzwerk bei den Flottenmanagern vermarkten.

Wie viele Betriebe sollen dem Netzwerk beitreten – gibt es eine Mitgliederbeschränkung?

CertifiedFirst Switzerland ist als offenes Netzwerk konzipiert, es gibt also – mindestens theoretisch – keine Mitgliederbeschränkung. Jeder Carrosseriebetrieb, der das mehrstufige Audit erfolgreich abschliesst und somit als zertifizierter CFS Partner gilt, ist Teil des Netzwerkes und profitiert von den Vorteilen als Mitglied, insbesondere von den verbesserten Marktchancen durch die breit angelegten Verkaufsförderungsmassnahmen durch CertifiedFirst Switzerland.

In der Schweiz haben sich auf 2022 drei bestehende Netzwerke zu einem grossen zusammengetan. Inwiefern beeinflusst das Ihr Netzwerk?

Der Zusammenschluss der angesprochenen Netzwerke beeinflusst unser Certified-First-Switzerland-Projekt kein bisschen. Meiner persönlichen Meinung nach war es höchste Zeit, dass das bis anhin komplizierte Konstrukt vereinfacht und für die Zielgruppen verständlicher gemacht wird. Certified First ging seit jeher als PPG-markenübergreifendes Netzwerk an den Start und macht dies auch in der Schweiz von Beginn weg so – mit den Automotive- Konzernmarken Max Meyer, Nexa Autocolor und PPG.